Sprache, Musik, Geräusch dienen als Material für Kompositionen.

Nicht mehr Figuren- und Handlungsbezogen, sondern die Sprache selbst und ihre Verwendungsweisen, das akustische Material insgesamt wird zum Thema.

Im Mittelpunkt der Hörspielarbeit steht nicht mehr die Frage, was man mit diesen Mitteln ausdrücken kann, sondern wie man mit ihnen etwas auszudrücken vermag.

Die Emanzipation des Hörers steht im Mittelpunkt – er soll hören wie es gemacht wurde, kritisch hören und Stellung beziehen.

 
Meilensteine des Hörspiels Friedericke Mayröcker, Ernst Jandl: Fünf Mann Menschen (1968)
Meilensteine des Hörspiels Wolf Wondratschek: Paul oder Die Zerstörung eines Hörbeispiels (1969)
Meilensteine des Hörspiels Ferdinand Kriwet: Radio – Hörtext 16 (1983)
Meilensteine des Hörspiels Heiner Goebbels, Heiner Müller: Die Befreiung des Prometheus (1985)
Meilensteine des Hörspiels Andreas Ammer: Orbis Auditus – Das Lautlexikon (1990)
Meilensteine des Hörspiels Andreas Ammer/FM Einheit: Radioinferno (1993)
Meilensteine des Hörspiels Ernst Horn: Walter Ruttmann Weekend Remix 1 (1998)
Meilensteine des Hörspiels Andreas Ammer, Console: Bugs & Beats & Beasts – Musica Entomologica(1999)
 
 
Götz Naleppa
»Neues Hörspiel scheint mir (und nicht nur mir) ein historischer Hörspielbegriff zu sein (durch Klaus Schöning/Studio akustische Kunst/WDR und sein Engagement für diese Radioformen geprägt). Aber der Begriff bezeichnet Formen, die von den frühen Sechzigern bis in die Siebziger Jahre hinein produziert wurden – er wird eigentlich heute in der Sendepraxis für heutige ›experimentelle‹ Hörspiele nicht mehr verwendet. Statt dessen sind Begriffe wie ›Ars Acustica‹, ›Klangkunst‹, ›Audio Art‹(bes. aus den USA) oder ›Sound Art‹ oder einfach ›Radiokunst‹ gängig, um das zu bezeichnen. Der z.Zt. am häufigsten gebrauchte Überbegriff ist wohl ›Ars Acustica‹ (so heißt auch die Arbeitsgruppe der Europäischen Rundfunkunion, die diese Macher vereinigt).«

 
Klaus Schöning Meilensteine des Hörspiels
»[…] rhythmisch-strukturiertes Spiel mit Versatzstücken aus Sprache, Musik, Geräusch und akustischer Leerstelle.«

 
Mauricio Kagel
»Das Hörspiel ist weder eine literarische noch eine musikallische sondern lediglich eine akustische Gattung unbestimmten Inhalts. Voraussetzung dieses ureigenen Rundfunkgenres ist eine Übertragungsfähigkeit solcher Art, dass die Akteure – Sprecher, Musiker, Zufallsmitwirkende – nicht vor den Augen des Zuhörers agieren müssen, um die jeweilige Situation deutlich zu machen.«

 
Gerhard Rühm
»das neue hörspiel präsentiert sich nicht mehr in erster linie als literaturgattung, in der eine tragende handlung akustisch illustriert wird, sondern, im allgemeinsten sinn, als ein hörereignis, in dem alle schallphänomene, ob laute, wörter, geräusche oder klänge, prinzipiell gleichwertig sind: verfügbares material […] die gleichwertigkeit der schallphänomene annuliert die grenze zwischen musik und literatur.«

 
Jürgen Becker
»Früher, in den fünfziger Jahren, war das Hörspiel eine literarische Gattung, so wie es die Erzählung gibt, das Gedicht und das Theater. Ich meine aber, dass zum Hörspiel nicht unbedingt eine literarische Vorlage gehört, sondern dass Hörspiel alles sein kann, was man hörbar machen kann. Mit Geräuschen und Musik, mit Verbindung all dieser Instrumente. Ich kann mir vorstellen, dass ein Komponist oder ein Rundfunkmann, ein sehr guter Techniker, Hörspiele machen kann, die absolut nichts mehr mit Literatur zu tun haben.«

 
Heinz Hostnig
»[…] dass diese Spiele geeignet sind Denkvorgänge zu beschleunigen oder ganz allgemeine Sinneswahrnehmungen zu vertiefen.«

 
Reinhard Döhl Meilensteine des Hörspiels
»Eine jetzt immer stärker einsetzende stereophone Technik machte einem Hörspiel der Innerlichkeit den Garaus. Sie öffnete aber […] den Blick auf weitere Möglichkeiten des Hörspiels. […] Vorwärts gerichtet hieß es, dem Hörspiel neue Spielmöglichkeiten zu entwickeln.«