Hörspiele der Vorkriegszeit und der 50er Jahre und frühen 60er Jahre werden oftmals gleichgesetzt mit dem traditionellen Hörspiel.
Für Hörspiele ab den späten 60er Jahren wird für das traditionelle Hörspiel auch der Begriff literarisches Hörspiel benutzt. Gefühle, Gedanken, Erlebnisse sollen durch die Stimme und Geräusche vermittelt werden. Das Wort steht im Mittelpunkt, Geräusche haben sich dem Wort unterzuordnen und haben lediglich eine dienende Funktion. |
Alfred Döblin: Die Geschichte von Franz Biberkopf (1930) |
Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür (1947) |
Günter Eich: Träume (1951) |
Ilse Aichinger: Knöpfe (1953) |
Dyland Thomas: Unter dem Milchwald (1954) |
Ingeborg Bachmann: Der gute Gott von Manhattan (1958) |
Margarete Jehn: Der Bussard über uns (1962) |
Christine Reinig: Aquarium (1967) |
Melchior Schedler: Cordoba oder Die Kunst des Badens (1983) |
Vaclav Havel: Sanierung (1989) |
J.R.R. Tolkien: Herr der Ringe (1991) |
Thomas Mann: Der Zauberberg (2000) |
Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften (2004) |
Tad Williams: Otherland (2005) |
»Eindimensionalität des Raumes, nicht real, sondern abstrakt […] kein wirklicher Raum vorhanden, wird mit Hilfe von Stimmen und Geräusche assoziiert […] in den Phantasien des Hörers kann ein realer Schauplatz, ein symbolisch gemeinter Ort oder ein Nirgendwo entstehen. […] Und es muss seine schöpferische Kraft, Bilder zu wecken, ganz auf sich gestellt, wieder beweisen (Ausruf, Anruf, direkte Rede).« |
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Ernst Theo Rohnert
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»Innere Konflikte sind der eigentliche Stoff des Hörspiels […] Ohne Zweifel ist die Welt der irrealen Stimmen […] eine der wichtigsten Dömänen des Hörspiels überhaupt […] Musik nur im Dienste des Hörspiels als Vor-Zwischen- und Nachspiel in realer Handlung oder im abstrakten Stimmenspiel. Hintergrundmusik […] Musik als stimmungsmäßige Steigerung des realen Geschehens.« |
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»[…] die Bewegung im Menschen als den Menschen in Bewegung zeigen.« |
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Dieter Wellershofer
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»[…] wer eine Zeit lang nicht zu Wort kommt löst sich in nichts auf. Möglichkeit die Aufmerksamkeit auf eine isolierte Stimme zu konzentrieren.« |
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Rudolf Leonhard
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»Einheit des Ortes im Drama. Keinheit des Ortes im Hörspiel.« |
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»Seufzer und Jauchzen erzeugen besondere Ausdruckswirkung.« |
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»Die Hörspielhandlung verläuft meistens nicht linear, sondern in einer Art Kreisbewegung. Die Spannung ist nicht auf ein erlösendes Ende hin gerichtet, sondern sie verweist nach innen, auf den im Zentrum liegenden Monolog, auf das nicht erlebende und handelnde, sondern erleidende und aus dem Leiden heraus reflektierende Ich […] Hauptsätze herrschen vor; unvollständige Sätze, Satzbrocken, einzelne Wörter, aktive Verben und Lautgesten, verlebendigen durch einen gedrängten Ablauf, Präsens wirkt unmittelbar […] Hörspielsprache ist gesprochene Sprache, die den Hörer suggestiv beeinflussen soll. Sie ist konzentriert, zwingend, treffsicher im Ausdruck, knapp in der Forumulierung und einfach im Satzbau […] Stille als trennende Funktion […] Zeitlupe, Zeitraffung, Zeitdehnung […] Spiel mit der Zeitfolge (Blende, Schnitt, Montage).« |
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»[…] existiert Wirklichkeit nicht ausserhalb der Sprache, die das Geschehen, den Raum und die Atmosphähre aus sich heraus schafft […] dass die Kunst des Hörspiels letztlich in der Dramaturgie der Blende aufgehe.« |
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Spieler
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»Stimme, Musik, Geräusch als Ausdruck der seelischen Vorgänge, rufen im Hörer Vorstellungen vom Spieler hervor, der in der Stimme verkörpert wird.« |
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»Ein Handlungshörspiel wird auch heute noch häufig als literarisches Hörspiel bezeichnet, weil es mit dem sogenannten traditionellen, damals unhinterfragt als literarisch bezeichneten Hörspiel assoziiert wird, in dem es tatsächlich vor allem um die Nachbildung von Handlung ging. Doch werden in einem solchen Fall formalinhaltliche und historische Kritierien vermischt. Allgemein gilt: Ein Hörspiel ist nicht literarisch, weil es eine Handlung vorweist und diese gestaltend vermittelt, genausowenig wie ein Film oder ein Computerspiel mit Handlung aufgrund eines solchen Kriteriums literarisch genannt werden könnte. […] Denn das Hörspiel wird immer durch eine Kombination von Sprache und anderen Zeichensystemen, die die Sprache stets begleiten also Stimme, Geräusche, Musik, aber auch Blendentechniken und anderes konstituiert, so dass durch die Bezeichnung »literarisches Hörspiel« meines Erachtens das künstlerische Ausdruckspotential des Hörspiels als Ganzes unzureichend wiedergegeben wird.« |
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