Hörspiel-Geschichte 1969-1989

1969

Das Neue Hörspiel wird zwischenzeitlich als ›Schall und Klangspiele‹ klassifiziert

Franz Mon: »das gras wies wächst«
Mon: »es handeln die sprachelemente. subjekte sind die wörter, die wortagglomerationen, die gestanzten redensarten, überhaupt fragen aller art. die sätze werden von allen sprechern willkürlich ausgewählt und durcheinander gesprochen.«
Mon: »das hörspiel wird mit den neuen syntaktischen mitteln nun allererst sprachspiel, das sich auf den organisierten laut auch von wörtern und sätzen konzentriert, die imagination in die konkretheit des lautwerdenden sprachmaterials investiert, statt nur von ihm agereizt und angeblasen zu werden.«

Wolf Wondratschek: »Paul oder die Zerstörung eines Hörbeispiels«
Wondratschek »Geräusche und Textzitate als Material. Illusionscharakter geht verloren. Ich weiss überhaupt nicht, was sich ein anderer unter einem Hörspiel vorstellt. Ich weiss nicht, was ein Hörspiel ist.«

Klaus Schöning: »Neues Hörspiel«
Schöning: »Das Neue Hörspiel ist in seiner Tendenz antirationalistisch, sprachkritisch und spielerisch. […] Das Hörspiel ist nicht mehr das Hörspiel. Mit der Hinwendung zum materiellen Wert der Sprache, zur Sprache als billige, aber den Kurs selbst bestimmende Handelsware, vollzieht das neue Hörspiel oder das in Anführungszeichen gesetzte Hörspiel einen fundamentalen Bruch zur Vorstellungswelt des traditionellen Hörspiels, dessen uneingeschränkten Machtbereich, der der ›’inneren Bühne‹ und ihrer faszinierenden Illsuionen, d.h. Täuschungen,
war.«

Friedrich Knili: »Das Neue Hörspiel ist genauso reaktionör wie das Alte Hörspiel. Seine Autoren reagieren bloß auf Politik. […] sie sind die Entdecker der neuen schönen Welt der neuen schönen Sprachmuster, sind die Spiesser der siebziger Jahre. Ihre Heimat ist der Supermarkt der Kulturindustrie.« (Quelle: »Deutscher Lautsprecher«,1970, S.81)

Ludwig Harig: »Staatsbegräbnis 1«

1970

Helmut Heissenbüttel: »Projekt Nr. 2«

1971

Günter Eich: »Überhaupt – ich bin die Form des Hörspiels über. Ich kann nicht mehr verschiedene Dinge nebeneinander schreiben.«

Erste Schritte zur Etablierung des Kurzhörspiels:
Preisausschreiben für Minutenhörspiele. Die Manuskripte durften nicht länger als zehn Seiten sein.
2391 Manuskripte wurden eingeschickt. Sechs wurden preisgekrönt, 50 für den Ankauf empfohlen.

Paul Wühr: »Preislied«

1972

H. G. Krogmann: »Bergmannshörspiel«

Günter Eich: »Zeit und Kartoffeln«
Das letzte Hörspiel von Günter Eich.

1977

Werner Klippert: »Elemente des Hörspiels«
Die Produzenten werden immer wieder neue technische Erfindungen ausprobieren müssen. Welche technischen, dramaturgischen Elemente bestimmen das Hörspiel? (z. B. Ton, Geräusch, Wort, Blende, Stereophonie, Stimme)
Klippert: »Das Hörspiel ist die einzige genuine Darstellungskunst, die der Hörfunk hervorgebracht hat. […] ergeben sich folgende Grundformen: 1. das Geräuschhörspiel und das Klang- und Schallspiel; 2. das Sprachspiel, 3. das Spiel für Stimmen. […] Es ist nicht zuletzt eine Frage der Auswahl des Schallmaterials, zu welchem Ergebnis wir kommen: zum Musikstück oder zum Hörspiel. Die Grenzen überschneiden sich.«

1982

Franz Mon: »wenn zum beispiel nur einer in einem raum ist«

1986

Hans Jürgen Krug: »Viele Hörspielredaktionen haben sich in der ›splendid isolation‹ (Zitat: Karl Karst, Programmchef WDR 3) eingerichtet und zugleich herrscht ein ›Orientierungsdisastert (Zitat: Christoph Buggert, Hessischer Rundfunk) das sich etwa in den Auseinandersetzungen um Umberto Ecos viel gelesener Roman ›Im Namen der Rose‹ zeigte. Die Hörspielszene lamentierte über eine (später viel gespielte) Bestsellerproduktion, die Hörfunkleitung hingegen wünschte ganz im Geist der Zeit (aber erfolglos) den Roman in 60 Folgen á sechs Minuten zu zerlegen. Doch das Hörspiel fand neue Wege, regenerierte sich erneut. Es war damals ein ›letzer Versuch‹, wie sich Hörspielchef Herbert Kapfer vom Bayerischen Rundfunk erinnert – zumal tatsächlich Forderungen nach einem Ende der Radiokunst laut geworden waren.«