Hörspiel-Geschichte 1990 bis heute

1990

Zusammenlegung der »Stimme der DDR« und »Radio DDR II« zu DS-Kultur.

1991

J.R.R. Tolkien: »Herr der Ringe«
30 Folgen, insgesamt über 700 Minuten lang.
»Der Herr der Ringe«, eine Co-Produktion des Südwestfunks (SWF, heute SWR) und des Westdeutschen Rundfunks (WDR) aus dem Jahr 1991/92, war das bis dato größte Hörspielprojekt der beiden Rundfunkanstalten.
Kurz nach Beendigung seines letzten Hörspiels »Der Herr der Ringe« von J.R.R. Tolkien für den WDR und SWF starb Bernd Lau im Alter von 49 Jahren bei einem Autounfall. Der WDR-Dramaturg Johann M. Kamps würdigte ihn mit den Worten: »Es gelang ihm wie keinem anderen, über das Ohr Filme in den Kopf hinein zu projizieren. Seine Zuhörerschaft verdankt ihm Bilder, Vorstellungen, Phantasien, die für die Augen immer verschlossen bleiben werden.«

1993

Fusion von Deutschlandfunk, RIAS und DS-Kultur zur bundesweiten Hörfunkanstalt DeutschlandRadio ARD und ZDF sind Träger.

1994

Zwei Prozent der Radiohörer hören Hörspiele, FAZ im Oktober 1994 über S2 Kultur

Weit über 2.000 Hörspiele strahlt das öffentlich rechtliche Radio der ARD Anstalten pro Jahr aus.
Würde ein Hörer alle Programme empfangen, könnte er an manchen Tagen leicht zwischen acht und mehr Hörspielen wählen.

1997

Andreas Ammer: »Deutsche Krieger 1: Kaiser Wilhelm Overdrive« (1991)
Andreas Ammer: »Deutsche Krieger 2: Adolf Hitler Enterprise« (1995)
Andreas Ammer: »Deutsche Krieger 3: Ulrike Meinhof Paradise« (1997)

1998

Der Süddeutsche Rundfunk (SDR) und der Südwestfunk (SWF) fusionieren zum Südwestrundfunk (SWR).
Weiterer Kahlschlag für das Hörspiel.

700 Ursendungen pro Jahr produzieren die ARD-Hörfunkanstalten.

Andreas Ammer: »Frost – Robert F. Scotts Tod im Eis« (1998)
Ammer: »›Frost‹ ist eine Symphonie in vier Sätzen: Fest, Fahrt, Fahne und Frost.«
Der bayerische Rundfunk entwickelt sich seit den 80er Jahren zur innovativsten Hörspielabteilung, prägte mit den Pop-Hörspielen von Andreas Ammer die Szene neu.

2000

Woche des Hörspiels »Plopp«
Seit dem Jahr 2000 jährlich stattfindendes Festival.
Für volle zwei Tage laden die Hörspielzentrale und Deutschlandradio Kultur alle Hörspielfreunde, Radiofrickler und Audioenthusiasten ein, den Uraufführungswettbewerb der freien Hörkunstszene zu verfolgen, über Gewinner mitzuentscheiden, sich auszutauschen und gemeinsam zu feiern.

Thomas Mann: »Der Zauberberg« – BR
Donna Cross: »Die Päpstin« – MDR

2001

Radio Bremen 2 wird eingegliedert in das NordwestRadio.
Radio Bremen produziert pro Jahr nur noch 6 Hörspiele und hat noch einen wöchentlichen Hörspiel-Sendeplatz.
Weiterer Kahlschlag gegen das Hörspiel – einer der innovativsten Hörspielsender wird eingedampft.

2002

Melville: »Moby Dick« – BR

Hörspiele werden zur »nomadisierenden Radiokunst«, so Christoph Buggert vom Hessischen Rundfunk.
In vielen Städten werden Hörspiele Draußen, in Kinos oder anderen Orten gespielt.
Zum Beispiel werden regelmäßig Hörspiele vorgestellt in den Hackeschen Höfen in Berlin, Kölner Stadtgarten, Abaton Kino in Hamburg, Mannheimer Planetarium.

2004

80 Jahre Hörspiel
Richard Hughes: A Comedy of Danger (1924)
Seit 1924 wurden insgesamt in der ARD rund 100.000 Hörspiele gesendet, so Christoph Buggert vom Hessischen Rundfunk.

WDR5 kooperiert mit dem Funkhaus Europa. Beide Wellen sendeten
Bernard Werber: »Das letzte Geheimnis«
– WDR5 auf deutsch, Funkhaus Europa auf französisch.

Ein Hörspiel erreicht 150.000 Hörer – bei WDR3 und Eins Live.

Mehr als 500 Ursendungen pro Jahr produzieren die ARD-Hörfunkanstalten.

2005

Tad Williams: Otherland
Mit insgesamt 24 Stunden Länge ist Otherland die größte Hörspiel-Produktion der Radiogeschichte. Über 250 Schauspieler haben den Charakteren ihre Stimme geliehen. Vom 19. Januar 2004 bis zum 9. September 2005 wurde das Hörspiel in den Studios des Hessischen Rundfunks in Frankfurt am Main produziert.

Mehr als 100.000 mal wurde »Herr der Ringe« verkauft und 80.000 mal das MDR-Hörspiel »Die Päpstin«.

Das Hörspiel konzentriert sich seit Jahren inzwischen sehr deutlich auf Literatur-Adaptionen und präsentiert sie zeitnah zu den Neuerscheinungen und Premieren – stimmt sich gelegentlich sogar mit Filmterminen ab. Ausdrücklich für das Radio geschriebene Hörspiele sind außerordentlich rar!

»Tatsächlich ist es dem Genre Hörspiel gelungen, verstärkt in die öffentliche Wahrnehmung zurückzukehren und die Produzentenrolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks adäquat herauszustellen. Radio- und audiokünstlerische Formen präsentieren sich vielbeachtet im kulturellen Kontext. Seien es öffentliche Veranstaltungen oder Festivals, seien es Buch- und Katalogpublikationen oder Magazine – Hörspiel ist in.«, Herbert Kapfer, Hörspielchef des Bayerischen Rundfunk.