“Ich habe das [Schreiben] seit jeher für einen sehr schwierigen Beruf gehalten. Und ich wollte nie Schriftstellerin werden. Ich wollte Ärztin werden, das ist gescheitert an meiner Ungeschicklichkeit. Ich wollte zunächst eigentlich nur einen Bericht über die Kriegszeit schreiben. An ein Buch habe ich gar nicht gedacht, ich wollte nur alles so genau wie möglich festhalten. Als das Buch [Die größere Hoffnung] dann bei Fischer erschienen ist, stand noch immer viel zuviel drin. Ich wollte am liebsten alles in einem Satz sagen, nicht in zwanzig.”, Ilse Aichinger
Leben und Werk
1921
in Wien mit ihrer Zwillingsschwester Helga geboren. Eltern: (jüdische) Ärztin und (nicht-jüdischer) Lehrer.
1927
Scheidung der Eltern – die Schwestern werden von der Großmutter miterzogen.
1939
Verfolgung der Familie seit dem Anschluss Österreichs – nur Helga kann nach England fliehen. Die Mutter verliert ihre Stellung, wird als Erziehungsberechtigte eines »Mischlings 1. Grades« zunächst nicht deportiert und überlebt den Krieg in einem Zimmer in der Nähe des Gestapo-Hauptquartiers, während die Großmutter und die jüngeren Geschwister der Mutter verschleppt und ermordet werden.
1945
Studium der Medizin. (1947 Abbruch des Studiums)
1948
Aichinger schreibt ihren (zum Teil autobiographischen) Roman »Die größere Hoffnung«, arbeitet als Lektorin für den S. Fischer Verlag und ist Assistentin von Inge Aicher-Scholl an der Hochschule für Gestaltung in Ulm.
1951
Einladung zur Gruppe 47.
1952
Mit ihrer »Spiegelgeschichte« gewinnt sie den Preis der Gruppe 47.
1953
Heirat des Schriftstellerkollegen Günter Eich (1907 – 1972). Das Ehepaar lebt mit den Kindern Clemens (1954 – 1998) und Miriam (geb. 1957) zuerst in Lenggries, dann in Breitbrunn am Chiemsee.
1979
Georg-Trakl-Preis
1982
Petrarca-Preis
1983
Tod der Mutter – sie zieht nach Frankfurt am Main.
1988
Übersiedlung nach Wien. Freundschaft mit Richard Reichensperger (1961 – 2004).
1991
Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der
Schönen Künste
1995
Großer Österreichischer Staatspreis
2001
Nach einer längeren Schaffenspause (14 Jahren) beginnt sie wieder zu schreiben.
Aichingers Autobiografie “Film und Verhängnis. Blitzlichter auf ein Leben” erscheint.
2005
Roman “Unglaubwürdige Reisen”
Hörspiele (u. a.):
»Knöpfe« (NWD/SDR 1953)
»Besuch im Pfarrhaus« (NDR 1962)
»Nachmittag in Ostende« (NDR/SDR 1968)
»Die Schwestern Jouet« (WDR/BR/SDR/ORF 1969)
»Auckland« (NDR 1970)
»Gare Maritime« (SDR/WDR 1976)
»Vor dem Verschwinden. Zu keiner Stunde« (DLF 2001)